Der Sanssouci Schlosspark

Park und Weltkulturerbe - der Park Sanssouci zeigt uns die letzten 250 Jahre Gartenkultur und beeindruckt durch historische Architektur.

Florian Grünwald
27. Januar 2023

UNESCO Weltkulturerbe und grüne Ruheoase in der Nähe der Hauptstadt

Endlich hat der Frühling angefangen! Nach einem langen und nassen Winter können wir endlich wieder ins Grüne zu gehen und die Sonne zu genießen. Dafür haben wir wieder einen tollen und super ruhigen Park gefunden - rund um das Schloss Sanssouci. Von Berlin ist es nur ein kurzer Weg und ihr seid in einem ausgedehnten und wunderschönen Park, seit 1990 sogar UNESCO Weltkulturerbe. Abseits der Großstadt Berlin findet ihr hier einen wunderbar ruhigen Ort. Der Ruhecheck zeigt einen fast perfekten Wert. Zum Entspannen und Abschalten ist es dort also perfekt geeignet.

Die Geschichte des Parks

Aber bevor wir euch einen näheren Überblick geben… Warum gibt es eigentlich einen Park in dieser Lage? Das hat mit der Geschichte Potsdams zu tun. Der Name der Stadt kommt aus dem Slawischen und bedeutet ursprünglich “Unter den Eichen”. Und in der Tat, die Gegend war lange Zeit von uralten Eichen bewachsen. Bis Friedrich Wilhelm (der “Soldatenkönig”) die Bäume abholzen ließ, um mit den Stämmen den Boden der wachsenden Stadt zu stabilisieren. Ohne Bäume war der heutige Schlosshügel 1744 eine unansehnliche Anhöhe, was Friedrich den Großen auf die Idee brachte, dort einen terrassierten Weinberg anzulegen (tatsächlich hatte die Gegend bis zu den Zerstörungen des 30-jährigen Kriegs eine lange Weintradition - über die Qualität des Gekelterten lässt sich allerdings streiten) und mit einem kleinen Sommerschloss zu krönen.

Schloss Sanssouci

Der Name Sanssouci, ohne Sorge, war hierbei das Leitmotiv des Königs: eine Sommerresidenz außerhalb Berlins, um abseits des Trubels der Hauptstadt zur Ruhe zu kommen. Der Ort wurde schnell zum Lieblingsplatz des Königs und seinem Rückzugsort. Das Schloss ist bis heute das Zentrum des Parks. Dort genossen die preußischen Könige den Blick auf die einzigartige Terrassenanlage und konnten sich an einer gewaltigen Wasserfontäne im Zentrum erfreuen (die heute immer noch existiert). Viele der preußischen Herrscher hinterließen hier ihre Spuren: Sanssouci verbindet über 250 Jahre aufwändige Gartengestaltung mit architektonischen Meisterleistungen des Klassizismus.

Anreise

Ohne Schwierigkeiten gestaltet sich auch die Anreise. Vom Berliner Hauptbahnhof fährt regelmäßig der RE1 oder die S7. Entweder bleibt ihr bis zum Potsdamer Hbf und nehmt dort den Bus (695 oder X15) oder die Tram (91 oder 94) bis zum Stop “Luisenplatz” oder “Charlottenhof” oder ihr fahrt im RE1 bis “Charlottenhof”. Wenn ihr aussteigt, seid ihr in ein paar Minuten im Park. Auch Parkplätze gibt es in der Nähe der Stationen ausreichend.

Eine Zeitreise in die Architektur des Klassizismus und der Chinoiserie

Das Besondere des Parks sind die ins Grüne eingebetteten Tempel, Pagoden und andere exotische Bauwerke, inspiriert durch die Einflüsse unterschiedlicher Epochen und Monarchen. Im Folgenden wollen wir uns damit genauer beschäftigen: insbesondere dem Antikentempel, dem chinesischen Haus und den römischen Bädern (die in Wirklichkeit etwas jünger sind, als ihr jetzt vielleicht denkt. Aber dazu gleich mehr). In jedem dieser Gebäude zeigt sich die die Sehnsucht der damaligen Zeit nach anderen Ländern, Lebensweisen und Kulturen. Das macht die Geschichte der Gebäude besonders interessant und daher werden wir euch dazu mehr erzählen.

Der Antikentempel

Der klassizistische Antikentempel, 1769 eröffnet, war ursprünglich als Museum konzipiert und präsentierte sich schon im 18. Jahrhundert der interessierten Öffentlichkeit. Der Besuch war allerdings etwas komplizierter als wir es heute von einem Museum kennen: die Anmeldung lief über den Kastellan des Neuen Palais, den Verwalter des Anwesens, eine wichtige und viel beschäftigte Persönlichkeit. Im Zentrum der damaligen Ausstellung stand antike Kleinkunst wie Bronzefiguren oder Keramiken sowie Marmorstatuen, die “Familie des Lykomedes”. Außerdem waren tausende Gold-, Silber- und Bronzemünzen und Edelsteine ausgestellt. Schon Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Exponate allerdings der Berliner Akademie der Wissenschaften anvertraut. Heutzutage ist von den ehemaligen Kunstwerken leider nichts mehr zu sehen. Der Tempel dient der Hohenzollernfamilie als Mausoleum und kann nur von Außen besichtigt werden.

Trotzdem ist der Antikentempel ein interessantes Bauwerk des deutschen Klassizismus (wie beispielsweise auch das Brandenburger Tor in Berlin). Die Stilrichtung entwickelte sich im 18. Jahrhundert als Reaktion auf die überreiche und ornamentierte Kunst des Rokokos (der Stil des Schlosses Sanssouci). Inspiration war die griechische Antike und die frühe italienische Renaissance. Wie ihr am Antikentempel (und genauso am nahegelegenen Freundschaftstempel) erkennen könnt, dominieren im Klassizismus einfache und klare Linien und schnörkellose geometrische Formen wie Rechtecke, Kreise oder Pyramiden. Die Zeit des deutschen Klassizismus war geprägt von einer Begeisterung für die Kultur und Gedanken der Antike. Geisteswissenschaften, Bildung und Erziehung genossen ein hohes Ansehen.

Das Chinesische Haus

Ganz im Gegensatz zum schlichten Klassizismus entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert dank zunehmendem Kontakt mit Asien die sogenannte Chinoiserie, eine Faszination für den Orient (der häufig mit China gleichgesetzt wurde). Auch hiervon finden wir ein architektonisches Zeugnis, das Chinesische Haus, 1764 eingeweiht. Der Pavillon ist eines der schönsten noch erhaltenen Gebäude im chinesischen Stil, der in der damaligen Zeit ganz Europa beeinflusste. Außen am Pavillon könnt ihr die lebensgroßen goldenen Figuren bewundern, die rund um das Gebäude dargestellt sind. Gezeigt werden Musikanten und Teetrinker inmitten von vergoldeten Palmen als Säulen. Im Inneren seht ihr exotische Porzellane aus dem 18. Jahrhundert. Die Decke schmückt ein Bild einer feiernden chinesischen Gesellschaft.

Die Chinoiserie entwickelt sich im 17. Jahrhundert, als niederländische Händler Seide, Porzellan und andere exotische Waren aus dem Orient nach Europa brachten. Der Kontakt mit Asien und die neuartigen Kostbarkeiten lösten in der Rokoko Gesellschaft eine Begeisterung für die “chinesische” Kunst und Lebensweise aus. Die resultierende kulturelle Strömung drückte die Faszination der Europäer nach der unbekannten und exotischen asiatischen Welt aus. Aus verklärter europäischer Perspektive spiegelte diese den entspannten, sorgenlosen und hedonistischen Lebenswandel wider, nach dem viele Adelige strebten. Ganze Räume wurden mit asiatischem Porzellan, Möbeln und Wandgemälden geschmückt, die die Welt in China darstellen sollten. Auch die Architektur wurde beeinflusst, was ihr so eindrucksvoll am Chinesischen Haus sehen könnt. Mit der Wirklichkeit in Asien und China hatte der Stil natürlich häufig wenig zu tun.

Die Römischen Bäder

Ein kultureller Trend des 19. Jahrhunderts zeigt sich in den Römischen Bädern. Diese entstanden aus der sogenannten Italiensehnsucht der damaligen Zeit und besonders Friedrich Wilhelms IV., der Preußen von 1840 - 1861 regierte. Errichtet wurde der Gebäudekomplex zwischen 1829 und 1840 unter dem Einfluss des Landhausstil und den Eindrücken römischer Architektur. Zusammen mit dem nahen Teepavillon sind die Römischen Bäder geprägt von Laubengängen, Arkaden und kleinen Gärten. Die Namen der Räume sind inspiriert von antiken Villen und römischen Badehäusern. Das “Atrium” ist der Empfangsraum. Das “Impluvium”, im alten Rom eine Art Zisterne, bezeichnet einen gesamten Raum, das “Viridarium” (eine im Atrium eines römischen Hauses gelegene Grünanlage) den Garten. Wie auch schon in der Chinoiserie zu sehen, stand die historische Realität im Hintergrund zur gefühlten Wahrheit. Als Badehaus genutzt wurde das Gebäude tatsächlich nie.

Die Zeit der “Italiensehnsucht” fällt auch mit der Epoche des oben beschriebenen Klassizismus zusammen. Bestimmt war diese kulturelle Bewegung durch den Wunsch nach dem Dolce Vita und der Sonne Italiens und dem Drang nach kultureller Erneuerung. Maler, Bildhauer, Dichter und Architekten machen sich auf die Reise nach Italien um sich dort als “Deutschrömer” einige Zeit niederzulassen und sich inspirieren zu lassen. Goethe’s Italienreise steht sinnbildlich für diesen Trend. Friedrich Mendelssohn Bartholdy verfasste nach einer Italienreise sein “Italienische Sinfonie”, Richard Wagner wurde dort zu seinem “Ring des Nibelungen” inspiriert.

Zum Abschluss

Natürlich gibt es auch abgesehen von den hier beschriebenen Bauwerken im Park und in Potsdam viel zu sehen. Ein Besuch lohnt sich also. Wir hoffen, wir haben euch mit diesem Artikel Lust auf eine kulturelle Exkursion ins Grüne gemacht. Vielleicht findet ihr ja demnächst einen sonnigen Frühlingstag, um dem hektischen Berlin zu entkommen und in Ruhe und “sans Soucis” diesen Park zu genießen. Wer noch weiter Infos sucht, kann hier einen Architekturführer und hier den Kunstführer “Park Sanssouci für Kinder” bestellen.